Bündnis 90/Die Grünen

im Landkreis Roth

Kampagne mit kompetenten Gästen

Hilpoltstein/Zereshof (HK) Ein Bauer hält Hof: Unter diesem Motto hat am Sonntag die erste Veranstaltung der deutschlandweiten Kampagne „Meine Landwirtschaft“ im südlichen Landkreis Roth stattgefunden. Auf dem Betrieb der Familie Peipp drehte sich einen Tag lang alles um die Zukunft der Agrarpolitik.

So viel Besuch wie an diesem Sonntag hat der idyllisch gelegene Hof von Gerhard Peipp und seiner Familie zwischen Eysölden und Mindorf vermutlich noch nie gehabt. Stoßstange an Stoßstange parkten die vielen Autos mit unterschiedlichsten Kennzeichen. Entsprechend lange war Manfred Gilch, Kreisvorsitzender des Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM), damit beschäftigt, die vielen Fachleute zu begrüßen, die sich aktiv mit der Agrarpolitik auseinandersetzen: Etwa die Grünen-Kreisrätinnen Ursula Burkhardt und Renate Grädler, Michael Stöhr, Kreisgruppenchef des Rother Bund Naturschutz, Ruppert Zeiner, Vorsitzender des LBV-Kreisgruppe Roth-Schwabach oder Imker Hans Beer. Sogar aus Berlin und Brüssel angereist kamen von den Grünen BundestagsabgeordneterUwe Kekeritzund Europaparlamentarier Martin Häusling, selbst Landwirt, der später noch einen Vortrag halten sollte.Staunende Kühe und staunende Besucher: Für den Aktionstag „Bauer hält Hof“ öffnet Gerhard Peipp die Tore seines Betriebs, an dem die Entwicklungen in der Landwirtschaft gut nachzuvollziehen sind - Foto: Tschapka

Laut Manfred Gilch hat die europäische Agrarpolitik nicht nur entscheidenden Einfluss auf die Artenvielfalt, sondern auch auf die Ernährung. „Grund genug, sich einmal vor Ort zu informieren, wie ein moderner landwirtschaftlicher Betrieb in unserer Region funktioniert.“ Der Hof der Familie Peipp sei dafür ein gutes Beispiel.

Seit 1990, als Gerhard Peipp den Hof von seinem Vater übernahm, hat sich auf dem weitläufigen Gelände viel getan, auf dem rund 80 Milchkühe in einem selbst gebauten, offenen Stall die vielen Menschen bestaunten, die sich auf einen Rundgang begaben. Dabei erläuterte Peipp die Funktionsweise seines Hofes und beantwortete alle Fragen. Insgesamt bewirtschafte er rund 90 Hektar Land, auf denen Mais, Getreide und Grünzeug wachsen.

In einem riesigen Silo war der Jahresvorrat an Getreide zu sehen, ebenso beeindruckte der große Fuhrpark die Besucher. Zu ihnen zählte auch Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl (SPD), dem ist die ein oder andere Entwicklung in der europäischen Agrarpolitik nicht geheuer ist. „Du musst dich heute als Bauer immer mehr spezialisieren und wachsen, sonst gerätst du schnell ins Abseits“, so Mahl. Jedoch sei die Situation in unserer Region noch lange nicht so bedenklich wie etwa im Osten der Republik mit seinen riesigen Monokulturanbauflächen. Den Schritt der Bauern an die Öffentlichkeit wertete er als positives Zeichen. „Man bekommt einen guten Einblick, wie sich die Landwirtschaft in den letzten Jahren entwickelt hat.“

Bei den folgenden Fachvorträgen referierte Martin Häusling über das Thema „EU-Agrarpolitik am Scheideweg“, in dem er deutlich machte, dass Europas Verantwortung zu allererst in einer nachhaltigen Nutzung seiner eigenen Ressourcen liege. Anschließend berichtete Angela Müller von „Mission eine Welt“ über die weltweiten Auswirkungen der europäischen Agrarpolitik, etwa subventionierte Fleischexporte nach Afrika, die die dortige Viehwirtschaft kaputt machten. Schließlich plädierte Johannes Pfaller vom Bundesvorstand des BDM in seinem Vortrag „Für eine neue Agrarpolitik – Bauernhöfe statt Agrarindustrie“ für die Abkehr von der puren Liberalisierungsideologie und für Markt-bedingungen, die kostendecken-de Erzeugerpreise ermöglichen würden – Stichwort Milchpreise. Dabei vergaß er auch nicht zu erwähnen, dass seit 2003 etwa 20 Prozent aller Betriebe in der gesamten Europäischen Union dicht gemacht hätten – eine bedenkliche Entwicklung.


Von Tobias Tschapka

Quelle: Hilpoltsteiner Kurier, 28. August 2012

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