Unser Projekt zum "Tag der Befreiung"

Weimar

Am 9. November 1918 wird in Deutschland die Republik ausgerufen und löst somit die Monarchie ab. Doch die junge Demokratie sieht sich vielen Schwierigkeiten gegenüber. Der erste Weltkrieg hat nicht nur wirtschaftliche Probleme hinterlassen, sondern auch die Erwartungen der Gesellschaft enttäuscht. Die Kriegs-Euphorie ist Ernüchterung gewichen und die Menschen sehnen sich nach Stabilität. Doch die kann das neue System ihnen noch nicht geben. Dafür ist das Gebiet der Demokratie noch zu unbekannt und neu, ganz abgesehen von den Problemen, die es zu bewältigen gilt. Sowohl von rechts als auch von links ist die Republik viel Kritik ausgesetzt. Die Leute sind unzufrieden. Nicht zuletzt wegen der hohen Abgaben, die sie, wie im Versailler Vertrag festgehalten, an die Siegerländer des ersten Weltkriegs zahlen müssen. Unter anderem wegen dieser Unzufriedenheit mit der Leistung der Sozialdemokraten scheitert die Weimarer Republik schließlich 1933.

 

Schwachstellen der Demokratie

Das System „Demokratie“ ist sehr verletzlich, denn anders als totalitäre Systeme benötigt es die Beteiligung der Gesellschaft. Nur wenn die Mehrheit der Menschen eines Landes bereit ist, sich an die Regeln der Demokratie zu halten, kann sie funktionieren. Denn für die „Herrschaft des Volkes“ muss das Volk sich beteiligen. Da es verhältnismäßig leicht ist, eine Demokratie zu stürzen, muss sie wehrhaft sein. Diese Eigenschaft fehlte der Weimarer Republik. Die Demokratie muss sich selbst schützen, um Übergriffe zu verhindern. Dazu gehört auch, Minderheiten zu schützen. Bei Mehrheitsentscheiden kann es schnell passieren, dass kleine Untergruppen nicht vertreten werden und dies gilt es zu verhindern. Außerdem benötigt man Organe wie die Polizei, um gegen Gruppierungen vorzugehen, die versuchen, die Demokratie auszuhebeln oder grundlegende Regeln verletzen.

 

Hitlers Machtergreifung

Nachdem es ihnen nicht gelingt, mit Gewalt das bestehende System zu stürzen, machen sich die Nazis Schwachstellen der Weimarer Republik zu Nutzen. Schon vor dem Ermächtigungsgesetz (1933) wurden häufig Notstandgesetze erlassen, um trotz einer Minderheitsregierung als Staat zu funktionieren. Dies machte es leichter, die Machtübernahme durchzuführen. Durch die vorherrschende negative Stimmung gelingt es der NSDAP, bei den Reichstagswahlen 1930 18,3% der Stimmen zu gewinnen. Da für die Erlassung eines verfassungsändernden Gesetzes eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig ist, inhaftieren sie Abgeordnete der Kommunistischen Partei Deutschland und der SPD, einige Abgeordnete fliehen. Damit ihnen bei der Erlassung des „Gesetz(es) zur Behebung der Not von Volk und Reich“ niemand im Weg stehen kann, sorgen sie dafür, dass die Inhaftierten trotzdem als anwesend gelten. Dadurch erreichen sie die Mehrheit, die sie für die Änderungen an der Verfassung brauchen. (Vermutlich auch durch die bewaffneten SS- und SA-Angehörigen im Saal.) Nur die SPD stimmt mit 94 Stimmen gegen den Antrag. Als Ergebnis hat die Regierung die Macht, Gesetze zu verabschieden und Verträge mit dem Ausland zu schließen, ohne von einem anderen Organ eingeschränkt werden zu können.

 

Zweiter Weltkrieg/Holocaust

Auf die Machtübernahme folgt ein menschenverachtendes und grausames System, in dem verschiedenste Randgruppen (z.B.: Homosexuelle, Sinti und Roma) sowie Menschen mit Einschränkungen verfolgt und getötet werden. Das gleiche gilt für Menschen mit politischen Einstellungen, die von denen der Regierung abweichen. Insbesondere Angehörige des Judentums werden von den Nazis eingesperrt und ermordet. Von 1939 bis 1945 versetzt das Nazi-Regime Menschen in Angst und Schrecken, sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern. Insgesamt starben während des Zweiten Weltkrieges ca. 55 Millionen Menschen, davon über 6 Millionen Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen. Zum Vergleich: In Deutschland leben zurzeit ca. 83 Millionen Menschen. Ein Großteil der Opfer waren Zivilisten. Auch nach dem Krieg hört das Leiden nicht auf. Städte sind zerbombt, Menschen hungern, die Wirtschaft ist am Boden und Millionen Leute haben Schrecken erlebt, die man kaum verarbeiten kann.

 

Grundgesetz und Jahrestag

Als Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg erarbeitet man einen Konsens, nach dem das Land geführt werden und nach dem sich die Bürger richten sollen: das Grundgesetz. Darin sind die wichtigsten Grundsätze unseres Zusammenlebens festgehalten. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung. Jeder Mensch hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Das sind nur einige der Gesetze. Es werden außerdem die Meinungs- und Pressefreiheit, sowie das Versammlungsrecht festgeschrieben. Das Grundgesetz ist die Grundlage unserer Demokratie und umfasst 146 Artikel. Um zu verhindern, dass jemals wieder die Verfassung ausgehebelt werden kann, ist im letzten Artikel festgelegt, dass das Grundgesetz nicht abgeschafft werden kann. Die einzige Möglichkeit besteht darin, als gesamtes Volk einheitlich und vollkommen gewalt- und zwanglos eine neue Verfassung zu beschließen. Heute vor 75 Jahren kapitulierte Deutschland offiziell. Es ist wichtig, nie zu vergessen, was alles passieren kann, wenn die falschen Menschen an die Macht kommen. Wir müssen unsere Demokratie schützen. Auch heute versuchen Gruppierungen, unsere Demokratie auszuhebeln. In anderen Ländern gibt es noch immer totalitäre Systeme. Es werden noch immer Minderheiten verfolgt, Leute müssen fliehen und Menschen leben in Angst. Wir dürfen nicht vergessen, wie wertvoll das ist, was wir haben. Natürlich ist kein Land jemals perfekt und wir können vieles besser machen, doch wir müssen auch das schützen, was wir bereits erreicht haben, damit wir weiter an den Problemen arbeiten können, die es noch gibt.

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