Vom Donut zum Krapfen: Wie Gemeinden ihre Ortskerne stärken können

Auf Einladung der Allersberger Grünen zeigte Ursula Sowa, baupolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bayerischen Landtag, bei einem Vortrag Anfang März auf, wie Gemeinden nachhaltiges Bauen fördern und Leerständen im Ortskern entgegenwirken können.

11.03.20 –

Landtagsabgeordnete Ursula Sowa informierte in Allersberg über nachhaltige Baupolitik

Auf Einladung der Allersberger Grünen zeigte Ursula Sowa, baupolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bayerischen Landtag, bei einem Vortrag Anfang März auf, wie Gemeinden nachhaltiges Bauen fördern und Leerständen im Ortskern entgegenwirken können. Das sei gerade für Gemeinden im ländlichen Raum eine zentrale Aufgabe, sagte Sowa. Denn vor allem hier entstehen fortlaufend neue Wohnflächen, meist an den Ortsrändern. Gleichzeitig würden in der Ortsmitte immer mehr Wohn- und Geschäftsräume leer stehen. So verzeichnete 2018 laut Bundesstiftung Baukultur bereits ein Drittel aller Gemeinden einen „nennenswerten Leerstand“, hauptsächlich im Ortskern.

„Wir haben es hier mit dem so genannten Donut-Effekt zu tun“, erklärte Sowa. Bei dem Gebäck befindet sich außen die Masse, innen ist es hohl. Auf Orte übertragen: Am Rand, in den Wohnsiedlungen und Einzelhandelszentren, ist das Leben, während die Ortskerne verwaisen. Eine vitale Gemeinde dagegen sei wie ein Krapfen: Das Beste befindet sich in der Mitte.

Wie kommen wir vom Donut zum Krapfen?

„Wie schaffen wir es, dass unsere Gemeinden Krapfen werden und keine Donuts?“ brachte Sowa die Herausforderung auf den Punkt und zeigte anhand von Beispielen aus dem In- und Ausland mögliche Ansätze. Wichtig sei vor allem das Nachverdichten, also das Schließen vorhandener Baulücken. Gleichzeitig gilt es, das Potenzial bestehender Gebäude zu nutzen, zum Beispiel indem man sie aufstockt, um einen Anbau erweitert oder Dächer ausbaut. Zur Belebung leer stehender Geschäfte sind Pop-Up-Stores ein innovativer Ansatz, der in anderen Gemeinden gut funktioniert. Voraussetzung für vitale Ortskerne ist natürlich auch, dass sich die Menschen dort gerne aufhalten. Ein Ansatz ist hier, den Ortskern als „Shared Space“ zu entwickeln: als Zone, in der alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind und nicht das Auto dominiert.

Bei Baugebieten an alle Generationen denken

Sind neue Wohngebiete nötig, so kommt es laut Sowa auf eine nachhaltige Planung an, die auch soziale Aspekte berücksichtigt. Wenn Gemeinden sich mit Einzel- und Doppelhäusern vor allem an Familien mit Kindern richten, „dann müssen Kinderbetreuung und Schulen gleich mitgedacht werden.“ Auch die Anbindung an Bus und Bahn, alternative Mobilitätsangebote wie Carsharing oder Lastenräder, sichere Fuß- und Radwege, Gemeinschaftsorte (Spielplatz, Bürgersaal) und die Nahversorgung (Lebensmittel, Ärzte, Pflege, Gastronomie) sind Aspekte, die von Anfang an mitgeplant werden sollten. Dabei gilt es, die Bedürfnisse aller Generationen im Blick zu behalten, auch im Hinblick auf unterschiedliche Wohnformen wie WGs oder Mehrgenerationenhäuser.

Klimafreundlich, flächensparend und ressourcenschonend

Im letzten Teil ihres Vortrags ging Ursula Sowa schließlich noch auf ökologische Aspekte des nachhaltigen Bauens ein. Vor dem Hintergrund der Klimakrise und steigender Energiepreise sind bei Bauherren derzeit energieeffiziente Gebäude gefragt sowie Anlagen, um Strom und Wärme aus erneuerbaren Energiequellen zu gewinnen. So lassen sich nicht nur CO2-Emissionen, sondern auch die Energiekosten senken.

Zu nachhaltigem Bauen gehören außerdem der Einsatz ressourcenschonender Baustoffe, Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung sowie eine flächensparende Bauweise. Sowa wies dabei auf den hohen Flächenverbrauch klassischer Siedlungen hin: Täglich werden in Bayern rund 10 Hektar Fläche versiegelt, fast die Hälfte davon durch Wohnbebauung. Verdichtetes Bauen und gezielte Innenentwicklung tragen dazu bei, den Flächenfraß zu reduzieren.

„Bauen im ländlichen Raum muss völlig neu gedacht werden,“ fasste Sowa abschließend zusammen und beantwortete nach dem informativen Vortrag noch fast eine Stunde lang die Fragen der interessierten Zuhörer. Dabei kamen auch die geplanten Allersberger Wohngebiete Im Keinzel II und St. Wolfgang zur Sprache, bei denen die Grünen möglichst viele der Aspekte umsetzen wollen.

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