Am heutigen Donnerstag gründet sich ein Ortsverband der Grünen in Hilpoltstein
Die Parteienlandschaft in Hilpoltstein bekommt Zuwachs. Am heutigen Donnerstag wird sich ein Ortsverbund der Grünen gründen. Die Versammlung findet ab 19 Uhr im Hilpoltsteiner Café Grimm statt. Als Gründungspatin steht dabei die Landtagsabgeordnete Verena Osgyan zur Seite.
Ein grünes Element für Hilpoltstein: Felix Erbe, Christoph Leikam mit Tochter Nora und Werner Geßler (von links). Foto: Messingschlager
Eine Frau und vier Männer werden es sein, die heute den Verband gründen werden. Der bekannteste ist wohl Felix Erbe, der bereits Teil der Grünenfraktion im Rother Kreistag ist und für die SPD im Hilpoltsteiner Stadtrat sitzt. Weiter gehören Werner Geßler, den viele vom Eine-Welt-Laden kennen, Kreisvorsitzender Christoph Leikam, dessen Frau Eva und André Thomas dem künftigen Gremium an.
Die Idee, in Hilpoltstein aktiv zu werden, ist nicht ganz neu. Scheint doch der Ort mit dem Sitz des Landesbundes für Vogelschutz, einem sehr präsenten Bund Naturschutz und den vielen Sozialeinrichtungen geradezu prädestiniert für einen Ortsverband der Grünen. Allerdings haben erste Versuche nicht gefruchtet.
„Ich habe es schon einmal mit einem Stammtisch probiert, aber da war wenig Resonanz“, sagt Erbe. Der neue Anlauf habe seinen Anfang in den zahlreichen Wahlen vor zwei Jahren genommen. „Da sind die jetzigen Protagonisten zusammengekommen.“ Damals wäre es allerdings zu spät gewesen für eine eigene Liste. Das sei da nicht angedacht worden, so Erbe, dessen Entschluss, auf der SPD-Ortsliste zu kandidieren zudem schon feststand. Wohl aber reifte der Wunsch, auch unabhängig von Wahlen als Grüne thematisch in Hilpoltstein zu arbeiten und bei manchen Themen eine Richtung vorzugeben.
„Das Potenzial für die Grünen ist da“, sagt Erbe. Einerseits durch viele junge Familien, andererseits sei Hilpoltstein immer eine soziale, ökologische Stadt mit vielen Aktiven gewesen. Wobei Erbe die Erfahrung gemacht hat, dass die meisten zwischen Verbands- und Parteienarbeit unterscheiden – und sich eben für die Verbandsarbeit entschieden haben. „Wer im Verband ist, ist dort sehr bewusst.“ Trotzdem: „Viele Leute, mit denen wir gesprochen haben, finden es gut, dass wir uns auf den Weg machen“, sagt Leikam. Zudem müsse sich Verbands- und Parteiarbeit nicht gegenseitig ausschließen, sondern ergänzen, so Erbe. „Vielfalt tut gut.“ Man könne eine andere Meinung haben, aber trotzdem gut zusammenarbeiten. „Wir sagen auch nicht, ihr habt alles falsch gemacht“, erklärt Leikam. Vielmehr wolle man sich alles anschauen und dann einbringen. Was zum Teil schon in den Arbeitskreisen geschieht. Auch wolle man Leute finden, die mitmachen, ohne diese gleich zu rekrutieren, so Erbe. Man habe nicht den Anspruch, jetzt gleich ein Riesengebilde zu haben. „Wobei das Ziel schon eine eigene Liste ist.“
Thematisch steht für den künftigen Ortsverband natürlich klassisch Grünes auf der Agenda: Ökologie, Nachhaltigkeit, Entwicklung nicht ausschließlich durch Wachstum definieren, Faire Stadt, Fahrradfreundlichkeit, Förderung des öffentlichen Verkehrs . . . „Aber kein Einziger von uns ist ein Hardcore-Grüner, der da etwas reinpressen will“, sagt Erbe. Natürlich habe man Ideen im Kopf. „Aber ich will da jetzt kein Thema raushauen, an das man sich dann hängt.“
Für Hilpoltstein sehen Erbe, Geßler und Leikam „viele kleine Schritte“. Dazu stelle man sich Fragen wie: Wohin wollen wir Hilpoltstein entwickeln? Müsse man weiter so viele Grundstücke ausweisen? Braucht man für die Zukunftsfähigkeit noch mal eine Erweiterung des Gewerbegebiets am Kränzleinsberg? Ausdrückliche Zustimmung der drei fand beispielsweise der Stadtratsbeschluss zur eigenen Buslinie zum Rothseebahnhof. Deswegen werde in Hilpoltstein nicht gleich jeder sein Auto hinstellen. Aber: „Verkehrspolitik sind viele kleine Schritte und nicht ein großer.“
Bei den Wahlen traut man dem künftigen Ortsverband rund zehn Prozent zu. „Wenn man dann noch ein paar Leute hat, dann kann das durchaus mehr werden, das ist schließlich auch eine Persönlichkeitswahl“, sagt Erbe, der großen Wert darauf legt, festzuhalten, dass die jetzige Gründung „keine Reaktion auf irgendwelche Umgehungsgeschichten ist“. Diese hätten bei den Überlegungen keine Rolle gespielt. Und: „Wir gründen uns nicht gegen jemanden“, sagt Christoph Leikam.
Von Rainer Messingschlager
Erschienen im Hilpoltsteiner Kurier am 13.10.2016