Bündnis 90/Die Grünen

im Landkreis Roth

Werben für Agrarwende mit Tour durch den Landkreis

Grünen-Landeschefin Sigi Hagl diskutierte mit Landwirten und besuchte „Unser Markt“ in Schwanstetten

Schwabacher Tagblatt, 28.03.2015

LANDKREIS ROTH — Neben der Energiewende muss die Agrarwende kommen: Bauernhöfe statt Agrarindustrie für Bündnis 90/Die Grünen ganz oben auf der Agenda. Unter dem Motto „Landwirtschaft ist eine Frage der Haltung“ tourt deshalb die Grünen- Landesvorsitzende Sigi Hagl durch ganz Bayern, um Mitstreiter zu besuchen. Sie hat auch Station im Landkreis Roth gemacht.

Auf Einladung der Grünen im Kreisverband Roth und in Begleitung der Kreisvorstandsmitglieder Monika Siebert- Vogt (Schwanstetten), Ursula Burkhardt (Spalt) und Christoph Leikam (Hilpoltstein) besuchte Hagl drei Objekte.

  Wichtigster Programmpunkt: ein Gespräch mit Landwirten auf dem Hof der Familie Winkler in Meckenlohe bei Roth. Wie die Gastgeber erklärten, hat die Familie mit 40 Milchkühen, 230 Legehennen, drei Gästezimmern und der Direktvermarktung von Käse, Eiern sowie Marmelade ihr Auskommen. Der Anbau von Hopfen, Tabak und Stärkekartoffeln ist am Betrieb längst Geschichte. Eine Zukunft im Vollerwerb mit Milchviehhaltung sieht die Familie für ihren Hof jedoch nicht: Die drei Kinder, alle schon junge Erwachsene, haben einen anderen Beruf erlernt.
  Große Sorgen um ihre Zukunft machen sich freilich die reinen Milcherzeuger. Der Kreisvorsitzende des Bundesverbands deutscher Milchviehhalter (BDM), Manfred Gilch, war mit mehreren Kollegen der Einladung der Kreisgrünen zu einem Gespräch mit ihrer Landeschefin gefolgt. Er erläu­terte das neu entwickelte Marktverantwortungsprogramm des BDM, das nach Wegfall der Milchquote zum 1.April einen Preisverfall verhindern soll.

 

Milchmenge deckeln

 Grundidee sei eine kurzfristige Mengendeckelung seitens der Milcherzeuger, sobald von der EU-Monitoringstelle eine Marktkrise ausgerufen wird. Mit einer „Marktverantwortungsabgabe“ hafte jeder Hof selbst für seine Überproduktion, wenn er seine Milchmenge während einer Marktkrise trotzdem ausweite. Damit könnten zum einen die massiven Wertschöpfungsverluste begrenzt werden, die bei einem Milchpreisverfall in den ländlichen Räumen entstehen. Es würde zum anderen aber auch die übergroße Marktmacht der Handelsketten in solchen Marktphasen stark einschränken. „Ein schlüssiges Konzept“, stellte Sigi Hagl fest und versprach, dieser Idee auch auf Bundesebene mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.

 Weitere für beide Seiten wichtige Themen waren die geplante Düngeverordnung und die Direktzahlung nach kalkulatorischer Arbeitskraft. Insgesamt betonte die Grünen-Politikerin die gemeinsame Stoßrichtung von BDM und Grünen: Ablehnung der Weltmarktorientierung im Agrarsektor, Kampf um den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft. „Natürlich treten die Grünen für mehr ökologische Landwirtschaft ein. Aber unsere Gegner sind nicht konven­tionell arbeitende Bauern, sondern die Agrarindustrie“, unterstrich Sigi Hagl.

 Ihr nächster Programmpunkt war „Unser Markt“ in Schwanstetten. Hier erhielt sie ausführliche Informationen zu Gründungsgeschichte, Entstehungsprozess und die laufende Arbeit des genossenschaftlich getragenen Dorfladens, der bald seinen zweiten Geburtstag feiern kann.

 Dorfläden ermöglichen eine fußläufige Versorgung der Bürger und unterstützen so die Menschen, die über kein Auto verfügen oder es gerne – oft auch aus Umweltschutzgründen – stehen lassen. Sie sind Kommunikationspunkt und bieten eine hohe Regionalität durch ein Netz von lokalen Lieferanten. Das Vorurteil, Dorfläden seien teurer und belasteten daher die Haushaltskasse, wurde von verschiedenen Kunden anhand geführter Haushaltsbücher widerlegt.

 Den Abschluss ihrer Tour durch den Landkreis Roth bildete für Sigi Hagl eine Betriebsbesichtigung bei Kürbis-Schnell in Kammerstein-Neppersreuth. Martin Schnell, früher mit Schweinemast, Ackerbau, Hopfen und Tabak beschäftigt, hatte es satt, sich als Abrechnungsempfänger die Preise für seine Erzeugnisse diktieren zu lassen. So fing er vor gut zehn Jahren an, mit Kürbissen zu experimentieren. Mittlerweile baut er sie auf 80 Hektar an, veredelt Kürbiskerne in unzähligen Varianten, kooperiert teilweise mit Bioland und betreibt die einzige Kürbiskernölpresse in Bayern. Sein Hof ist gerüstet für ganze Busse mit Tagestouristen, die kommen und probieren sollen.

st



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